Datensicherheit im Internet

Vonovia-Rauchmelder als Datensammler: Was ist dran am Spionageverdacht?

Rauchmelder haben eine nützliche Warnfunktion und sind in allen Bundesländern Pflicht. Normalerweise verrichten sie unauffällig ihren Dienst – bis sie plötzlich unter „Spionageverdacht“ stehen. So werden Tausende Wohnungen des Immobilienkonzerns Vonovia derzeit mit Rauchwarnmeldern der neusten Generation ausgestattet, die nach Ansicht von Mietern und des Deutschen Mieterbunds Datenschutzprobleme aufwerfen.

Raumklimadaten werden „auf Wunsch“ übertragen

Vonovia hat deutschlandweit Niederlassungen mit 12.000 Mitarbeitern, die 482.000 Mietwohnungen unterhalten. Damit gilt das Unternehmen als eines der führenden auf dem Wohnungsmarkt. In die Schlagzeilen geriet Vonovia nun, weil der Immobilienriese in einem Pilotprojekt an Standorten in mehreren Bundesländern wie Hessen und Baden-Württemberg sogenannte smarte Rauchmelder installieren ließ. Seitdem ist in den Medien von „Totalüberwachung“, „Spionage“ und einem „Verstoß gegen die Persönlichkeitsrechte“ die Rede. Mieter fühlen sich beobachtet und bespitzelt.

Für weiteren Unmut unter den Vonovia-Mietern sorgt die monatliche Mieterhöhung um sechs Euro, mit der die Geräte-Stückpreise von 130 Euro wieder reingeholt werden sollen. Es handelt sich um das Modell Multisensor Plus, das nach Auskunft von Vonovia standardmäßig mit deaktivierter Klimadatenübertragung eingebaut wird. Dazu heißt es an die Mieter gerichtet: „Auf Wunsch und mit Ihrer Einwilligung aktivieren wir diese Funktion beim Einbau, sodass Sie die Klimadaten jederzeit in der „Mein Vonovia“-App einsehen können. Die Lüftungs-LED am Gerät bleibt unabhängig davon aktiv und hilft Ihnen durch Aufleuchten, das Raumklima zu verbessern.“ Offenbar waren anfangs noch Rauchwarnmelder mit aktivierter Übertragung von Klimadaten installiert worden. Dies umfasst etwa die Überwachung der Luftfeuchtigkeit und der Temperatur. Das Gerät warnt bei Hitze und Rauch und gibt vor allem bei einer hohen Kohlenmonoxidblastung Alarm.

Verweigerte Zustimmungen führen zu Duldungsklagen

Nach Auskunft von Vonovia hat in einigen Regionen knapp die Hälfte der Mieter der Datenübermittlung des Raumklimas zugestimmt. Der Deutsche Mieterbund Baden-Württemberg spricht hingegen von „teuren Spionage-Meldern“. Zumindest in Ulm haben sich Mieter gegen den Einbau gewehrt und erhalten nun konventionelle Rauchmelder. Datenschützer und Juristen empfehlen, dem Einbau nicht zuzustimmen und gegebenenfalls die Wohnungstür nicht zu öffnen. Vonovia seinerseits beschwört die Sicherheit der Geräte: Daten würden vor dem Zugriff Dritter geschützt sein. Das Unternehmen will sich in Hessen nun mit Duldungsklagen durchsetzen. Erste Gerichtsverfahren sind in Aussicht.

Inzwischen hat sich auch der Hersteller des smarten Rauchmelders zu Wort gemeldet. Die Firma Techem aus Eschborn erklärte, dass Multisensor Plus stündlich lediglich Mittelwerte speichert und auch dies lediglich für 48 Stunden. Der zuständige Produktmanager lässt sich mit der Aussage zitieren, dass es mit diesen Daten „schlicht unmöglich“ sei, ein Bewegungsprofil zu erstellen.

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