Twitter-Pendant Threads: Vorerst kein Download in der Europäischen Union möglich
Wann kommt Threads nach Deutschland? So lautet eine der am häufigsten gestellten Fragen im Sommerloch 2023. Mit dem neuen Kurznachrichtendienst von Meta will das Zuckerberg-Imperium Twitter Konkurrenz machen. Wer die Datenschutz-Querelen rund um Facebook kennt, wird auch um die Brisanz einer Markteinführung von Threads in der Europäischen Union wissen.
Die Alternative zu Twitter
Threads ist ein Ableger der Meta-Tochter Instagram. Wer bereits einen Instagram-Zugang hat, kann sich parallel bei Threads einloggen. Anfang Juli war die App in 100 Ländern rund um den Globus verfügbar – nicht jedoch in denen der EU. Bereits in den ersten fünf Tagen wurde Threads von 100 Millionen Nutzern heruntergeladen. Zum Vergleich: Der Konkurrent Twitter soll aktuell über 300 Millionen Nutzer haben. Den dortigen Umbruch unter der Führung von Elon Musk will sich Zuckerberg zunutze machen und hat dafür offenbar auch ehemalige Twitter-Spezialisten eingestellt, die in großer Zahl von Musk entlassen worden waren. Verglichen mit Twitter soll das Anmelden bei Threads noch einfacher sein. Es gib bisher nur eine algorithmische, keine chronologische Timeline. Die Suchfunktion steckt noch in den Kinderschuhen, und wegen Problemen mit Spambots wurden kürzlich strengere Ratelimits eingeführt.
Regulatorische Hürden in der EU
Über die Einführung der App im EU-Raum heißt es nur, dass noch „regulatorische Hürden“ bestünden. Die EU hat im Rahmen des Digital Markets Act (DMA) sogenannte Gatekeeper definiert, Konzerne, die in den vergangenen drei Geschäftsjahren einen Jahresumsatz in der EU von mindestens 7,5 Milliarden Euro erzielten oder einen Börsenwert mindestens 75 Milliarden Euro aufweisen sowie mehr als 45 Millionen Endkunden bzw. 100 Millionen gewerbliche Kunden als Nutzer haben. Das trifft auf Meta zu. Da für den US-Konzern das Datensammeln zum Geschäftsmodell gehört, liegt auch Threads unweigerlich auf Kollisionskurs zum DMA. Allein die notwendige Verknüpfung der Kontoeröffnung und -löschung von Threads mit Instagram dürfte den Datenschutzbehörden der EU ein Dorn im Auge sein.
Offiziell gibt es keine Verlautbarung von Meta, wie sich der Konzern eine Einführung in die EU vorstellt. Die irische Data Protection Commission (DPC), die für den Europasitz des Digitalgiganten zuständig ist, will erfahren haben, dass Meta die App bis auf Weiteres nur in Großbritannien, nicht aber in der Europäischen Union veröffentlicht. Erst vor wenigen Tagen war Meta vom Europäischen Gerichtshof (EuGH) verboten worden, Nutzerdaten ohne ausdrückliche Zustimmung über mehrere Dienste hinweg zu verknüpfen. Das wäre bei Threads der Standard – ein zu hohes Risiko also, sich gleich zum Start der App das nächste Verbot einzuhandeln. Übrigens hat auch der Gatekeeper Google kürzlich aus den gleichen Gründen die EU-Einführung von Bard, einer Alternative zu ChatGPT, abgeblasen.
Umgehungen und Fakes
Unterdessen kursieren im Netz zahllose Tipps, wie sich Threads dennoch auf iOS-oder Android-Smartphones von EU-Bürgern installieren lässt. Bei Apple-Geräten beispielsweise müsste im Appstore einmalig das Land gewechselt werden, um einen ungehinderten Download etwa auf dem US-Markt zu bewerkstelligen. Für solche Praktiken drohen allerdings Account-Sperren durch Apple. Ein anderes Problem: Zurzeit häufen sich die Warnungen vor Fake-Apps mit dem Namen Threads. So liegt die Ironie der Blockade durch Meta auch darin, dass zur Vermeidung von Datenschutzprobleme mit der EU unlauteren Anbietern ein Weg gebahnt wird, der sicher auch nicht im Sinne eines sicheren Datentransfers verläuft.
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