Datensicherheit im Internet

Kaspersky-Virenschutz in Kriegszeiten: Den Bock zum Gärtner gemacht?

Das russische Unternehmen Kaspersky ist einer der weltgrößten IT-Sicherheits-Anbieter. Doch geschürt durch den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine werden Stimmen laut, die behaupten, dass Kaspersky auch auf der Lieferantenliste des Kreml steht, was zu Sicherheitsbedenken führt.

Virenschutzprogramme sollen Computer und ihre Nutzer vor den Gefahren des Internet schützen. Um diesen Schutz effektiv zu leisten, müssen diese Programm tief in die Computersoftware eindringen und haben folglich Zugang zu allen wirklich relevanten Informationen und Daten. Nicht auszudenken, wenn also gerade eine Sicherheitssoftware missbraucht würde. Dieser Verdacht ist nun beim russischen Anbieter Kaspersky aufgekommen. Das russische Unternehmen ist einer der weltgrößten Hersteller von Antivirenprogrammen und weiteren Softwareprodukten, die IT-Systeme der User vor externem Zugriff und Schadsoftware schützen sollen.

BSI rät zum Wechsel auf Produkte alternativer Hersteller

Bei der Frage nach der Seriosität von Kaspersky in der aktuellen Situation kommt das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) zu dem Schluss, dass zwar nicht davon ausgegangen werden kann, dass Kaspersky als Unternehmen selbst zur Gefahr werden könnte. Allerdings ist die Behörde der Ansicht, dass die russische Regierung das IT-Unternehmen dazu zwingen könnte, in großem Stil Datenmissbrauch zu betreiben: „Das Vorgehen militärischer und/oder nachrichtendienstlicher Kräfte in Russland sowie die im Zuge des aktuellen kriegerischen Konflikts von russischer Seite ausgesprochenen Drohungen gegen die EU, die NATO und die Bundesrepublik Deutschland sind mit einem erheblichen Risiko eines erfolgreichen IT-Angriffs verbunden. Ein russischer IT-Hersteller kann selbst offensive Operationen durchführen, gegen seinen Willen gezwungen werden, Zielsysteme anzugreifen, oder selbst als Opfer einer Cyber-Operation ohne seine Kenntnis ausspioniert oder als Werkzeug für Angriffe gegen seine eigenen Kunden missbraucht werden“, heißt es in der offiziellen Erklärung.

Folglich rät das BSI Anwendern von Kaspersky-Software kontrolliert gegen die Produkte anderer Anbieter auszutauschen. Allerdings warnt die Behörde auch vor dem sofortigen „Abschalten“ beispielsweise eines Virenschutzprogramms aus Angst vor Ausspähung durch den Anbieter Kaspersky. Denn das würde dazu führen, dass die IT für einen Übergangszeitraum völlig ungeschützt wäre, was zu Zeiten von vermehrten Hackerangriffen aus der ganzen Welt ein hohes Sicherheitsrisiko bedeuten würde.

Kaspersky beschwichtigt auf Anfrage

Auf Recherchen des Südwestfunks wies Kaspersky jede Art Vorwurf oder Verdächtigung zurück. So wies das Unternehmen darauf hin, dass es ein unabhängiges, weltweit operierendes Unternehmen sei, das als Holding in Großbritannien seinen Sitz habe. Außerdem würden die Daten der deutschen Kunden ausnahmslos auf Servern gespeichert und verarbeitet, die in der Schweiz stehen. Eine Zusammenarbeit mit Regierungen habe noch nie stattgefunden, auch nicht mit der Regierung Russlands. Dass Kaspersky die Verdächtigungen auf diese Art zurückweist, ist nachvollziehbar. Gleichwohl lassen sich Risiken, wie in der Einschätzung des BSI skizziert, bei keiner Software völlig ausschließen. In den USA wurde aufgrund des generellen Verdachts, Kaspersky arbeite unter Umständen mit russischen Geheimdiensten zusammen, bei Bundesbehörden der Einsatz von Produkten des russischen Softwareherstellers bereits 2017 untersagt.

Fazit: Das Kaspersky-Produkte von russischen Geheimdienstlern missbraucht werden, wurde in bisher keinem Fall nachgewiesen. Gleichwohl bleibt ein Restrisiko bestehen, das es zu einer wie auch immer gearteten Zusammenarbeit zwischen dem IT-Unternehmen und russischen Behörden kommt. Wer auf Nummer sicher gehen will, findet eine ganz Reihe ähnlich guter Produkte, die in Europa entwickelt wurden und werden. Zu einem panischen Deinstallieren von Kaspersky-Produkten besteht kein Anlass. Aber die Prüfung von Alternativen ist durchaus angeraten.

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